Die Chronik des Angelsportverein Köln 1920 e.V.
verfasst von Helmut Eisenhofer

Gründungsurkunde
In den Jahren vor 1920 angelten viele Kölner auf dem rechten Rheinufer mit oder ohne Erlaubnisschein der Pächter. Die Erlaubnisscheine wurden damals von dem Berufsfischer, der die Rheinstrecke von der Hängebrücke bis zum Niederländerdorf von der Oberförsterei Bensberg gepachtet hatte, ausgestellt.
Von einer Gruppe der damals dort standhaften Angler ging der Wunsch und Ruf nach Gründung eines Vereins aus. Am 7. April 1920 fanden sich dann die geladenen Sportangler im Lokal des Herrn G. Dederichs, bekannt als Wattlers Fischerhaus ein, und an diesem Tage erfolgte dann die Gründung des Angelsportvereins Köln 1920 e.V.
Laut Gründungsprotokoll wurde zum 1. Vorsitzenden Wilh. Köhler, zum 1. Schriftführer Aug. Goldhagen und zum 1. Kassierer Fritz Coateur gewählt.
Die nächste Versammlung am 5. Mai 1920 betätigte den Namen und als Vereinslokal "Wattlers Fischerhaus". Herr Dederichs wurde einstimmig zum Schatzmeister gewählt.
In der Versammlung vom 2. Juni 1920 wurden weitere Vorstandsmitglieder gewählt und bereits eine Verfügungskommission zur Vorbereitung des 1. Stiftungsfestes, welches am 11. Juli 1920 abgehalten werden sollte, bestimmt. Ebenso erfolgte in dieser Versammlung die Ausgabe der Vereinsabzeichen, der Beschluss, unentschuldigtes Ausbleiben von der Versammlung mit 1,-Mark Strafe zu belegen und die Bekanntgabe, dass der Verein im Vereinsregister unter Nr. 506 eingetragen ist.
So spiegelt sich das Vereinsleben des ASV Köln 1920 im Anbeginn durch die vorhandenen Protokolle in guter, böser, und mitunter drastischer Weise und vor allem, im Zeitgeschehen wieder.
Der damalige Vorsitzende des Angelsportvereins berichtete zum Beispiel in einer zusammenfassenden Geschichte des Vereins, dass der als Schriftführer bei der Protokollierung der Versammlungen auch Streitigkeiten notiert habe, und dass von einigen Mitgliedern kräftig gehetzt wurde. Schon damals war der Zustand unserer Gewässer offenbar ein großes Anliegen der Vereinsführung.
Die Niederschriften berichten über eine Säuberung des Rheinufers, offensichtlich war auch zu dieser Zeit die Umwelt nicht in Ordnung, wie wir das heute glauben. Den Sportfreunden, die die Säuberung durchführten, wurde auf Vereinskosten eine Flasche Cognac zur Verfügung gestellt; die Vereinskasse wurde dafür mit einem Betrag von 50.- Mark belastet. Im Juni 1920 hatte der Verein bereits 75 Mitglieder und wuchs sehr schnell auf die Stärke von 200 Mitgliedern an.
Fangliste Bereits am 6. Oktober 1920 wurde Herr Eberhardt Wattler zum Ehrenmitglied ernannt.
Als Folge der fortschreitenden Inflation betrug der Jahresbeitrag im Jahre 1920 600.-Mark, der Kassenbestand war in April 1923 auf die Summe von 55.484,20Mark und am 4. Oktober 1923 bereits 950.000.-- Mark angewachsen. Kurze Zeit später wurde der Aufnahmebeitrag auf 250 Millionen Mark festgesetzt. Unser Vereinsabzeichen kostete am 4. Oktober 1923 , 10 Millionen Mark.
Am 4. Oktober 1923 wurde J. Hattung zum neuen Vorsitzenden gewählt und der spätere langjährige Vorsitzende Albert Gimpel zum 1. Schriftführer.
Nicht nur dieses Zeitgeschehen ist Festgehalten, sondern auch, dass jedes Mitglied zur Jahreshauptversammlung am 5. Dezember 1923 ein Brikett zum Heizen des Saales mitbringen musste.
Im Protokoll vom 28. Mai 1924 wird von einer Einladung die Sportfreunde zu Filmvorträgen vor dem Verband Deutscher Aquarienfreunde berichtet, und am 1. Oktober 1924 wird ausdrücklich erwähnt, dass jede Beteiligung nach außen dem Verein nur Ansehen verschaffe.
In den nachfolgenden Jahren wechselte die Mitgliederzahl sehr stark und viele, denen Kontrolle und Ordnung nicht genehm war, blieben dem Verein fern. So bereinigte sich das Vereinsleben selbst und es waren dann die wirklichen Sportfischer, welche mit ihrer angeborenen Liebe zur Natur und zum Wasser ihren Mann standen.
In der Jahreshauptversammlung am 3. Dezember 1924 wurde Albert Gimpel zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt hatte er ununterbrochen bis zum 5. Januar 1957 inne.
Nach langjährigen Bemühungen gelang es dann dem Verein, in der Nähe von Köln, bei Esch, im Jahre 1926 eine Kiesgrube mit 30 Morgen Wasserfläche in eigene Pacht zu nehmen.
Hier erfolgte am 27. März 1926 durch den Fischzüchter Pilgram der erste Besatz mit 500 Forellen und 450 Schleien. Durch große Opfer jedes einzelnen Vereinsmitgliedes und mit Hilfe des Rheinischen Fischereiverbandes gelang dieser und weiterer Besatz.
Eigene Bestimmungen legten sich die Angelsportler an diesem Gewässer auf und mit viel Liebe und Arbeit und vorbildlicher Kameradschaft wurde dort aus einem Baggersee durch Ufergestaltung und Bau eines Anglerheims ein hervorragendes Fischgewässer mit Anlagen geschaffen. Das Gewässer wurde auf den Namen "20er See" getauft.
Interessant zu wissen ist, dass aus einer ursprünglichen Schutzhütte im Lauf der Zeit ein Anglerheim mit 6 Betten einer großen Küche mit allem Zubehör und einem Geräteschuppen entstanden war. Samstags und an Sonntagen entwickelte sich am See ein harmonisches Familienleben. Viele Sportfreunde nutzten die Anlage auch zum Ferienaufenthalt mit ihren Angehörigen.
Seine Anerkennung fand diese Arbeit am 7. Juli 1937 in der Erringung des 1. Preises des Verlages "Die grüne Post" für das schönste und bestgepflegte Fischgewässer Deutschlands. An diesem Wettbewerb beteiligten sich 1200 Vereine.
Die harten 30er Jahre stellten viele Anforderungen an den Vorstand und die Sportfreunde. So wurde laut Vereinsbeschluss vom 13. Mai 1931 an arbeitslose Mitglieder der Betrag von 1,10 Mark zurückerstattet. Auf den Monatsversammlungen wurde für die arbeitslosen Mitglieder gesammelt. Zu dieser Zeit hatte der Verein 71 Mitglieder.
Um unser vorbildliches Gewässer gab es schwere Kämpfe, die sich vielfach unter dem Deckmantel der Politik abspielten. So hatte es ein Vereinsmitglied, das gleichzeitig "Amtsträger" der Partei war, verstanden, den See, der zu der damaligen Zeit unter Zwangsverwaltung stand, von dem Verwalter über den Kopf des Vereins hinweg, zu pachten. Aber dem damaligen Vorstand gelang es unter vielen Schwierigkeiten, unser Wasser zurückzugewinnen.
Der zweite Weltkrieg brachte eine für uns alle schlimme Wendung:
Viele Sportfreunde wurden eingezogen, manche verloren ihre Wohnung durch Bombenangriffe und das Vereinslokal musste immer wieder gewechselt werden. Bei dem 1000 - Bomber - Angriff in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1942 wurde unser Vereinslokal zerstört. Dabei gingen all unsere bis dahin gesammelten Trophäen, sowie die Bibliothek mit 300 Bänden nebst vielen Urkunden verloren.
Im Protokoll vom Dezember 1940 wurde festgehalten, dass der größte bis dahin in unserem Gewässer gefangene Fisch, ein 15 Pfund schwerer Hecht war. Unsere zur Wehrmacht eingezogenen Mitglieder erhielten vom Verein Päckchen mit Zigaretten und anderen Liebesgaben.
Die letzte Protokolleintragung datiert vom Juli 1944.
Nach dem Krieg lag unser "Zwanziger See" sehr danieder, unser Angelheim war von den einrückenden Soldaten geplündert und teilweise zerstört worden. Fische wurden von den Besatzungstruppen durch Sprengladungen getötet; der damalige Vereinsvorsitzende berichtet, dass die Menge der so "gefangenen" Fische nach Berichten der in Seenähe wohnenden Mitglieder mit mindestens 25 bis 30 Zentner geschätzt wurde. Eine Entschädigung für diesen Verlust wurde von der damaligen Verwaltung abgelehnt. So hatten wir alles verloren und mussten wieder neu anfangen.
Ende 1946 fanden sich dann wieder 13 der alten Sportfreunde zusammen und 1947 hatte der Verein bereits die Zahl von 36 aktiven Mitgliedern.
In den nächsten Jahren stand die Arbeit des Vereins im Zeichen des Wiederaufbaues, sowohl des Gewässers mit seinem Fischbesatz und des Anglerheimes. Sehr viel Hilfe von unseren Sportfreunden, von Behörden, von unseren Angelsportgeschäften und vom neu gegründeten Landes - Fischereiverband Nordrhein e.V. mit seinem Ehrenvorsitzenden Prof. Heimerle, um wieder Ordnung zu schaffen.
Wir konnten am 19. November 1950 unser 30jähriges Stiftungsfest begehen und aus diesem Anlass erhielten die Herren
Prof. Heimerle, Dr. Trahms, Dr. Denzer, Geschäftsführer Schulz vom LFV, Fischzüchter Rameil, Dr. Zimmermann und Herr Blumentritt die silberne Ehrennadel.

In den Jahren nach dem Krieg bis 1961 hatte unser Verein sehr um die Pacht und Besitzverhältnisse des 20er Sees zu kämpfen und er ging uns schließlich endgültig verloren.
Die Sorgen, Kosten, Arbeiten und Aufregungen des Vorstandes und unserer Sportfreunde in diesen langen Jahren waren sehr groß und können im Einzelnen nicht geschildert werden. In den Protokollen dieser Jahre spiegelt sich dieses Bild jedoch wieder.
Nach vieler Vorarbeit und Verhandlungen gelang es dem Vorstand dann im März 1961, einen Vertrag mit Herrn Schumacher über ein neues Wasser, welches direkt neben unserem alten See lag, zu schließen und somit hatte der Verein wieder einen neuen See, der natürlich auch sofort als 20er See deklariert wurde.
Nachdem Herr Schumacher den See im Jahre 1969 an die "Rheinkies und Betonwerke Siep & Co" verkauft hatte, kamen wir auch mit dem neuen Eigentümer ins gute Einvernehmen.
Im Jahre 1970 hatte unser Verein 75 aktive, 25 inaktive und 21 jugendliche Mitglieder.
Unser 50jähriges Vereinsjubiläum wurde am 30. Mai 1970 mit einem Festakt im Vereinslokal Mathildenhof in Köln Deutz im Beisein einer großen Gästeschar und zahlreichen Gratulanten würdig begangen und klang mit einem kölschen Empfang aus.
Unter den zahlreichen Ehrengästen konnten wir den Landtagspräsidenten John van Nes-Ziegler, Minesterialrat Dr.O.K. Trahms, Bürgermeister Dr, Friederich Jakobs, sowie den Vorsitzenden des Landes - Fischereiverbandes Dr. jur. Hanns Heinrich , willkommen heißen.
Die Krönung und der Abschluss der Feierlichkeiten zum goldenen Vereinsjubiläum waren ein Unterhaltungsabend mit Tanz und vielen Überraschungen am 6. Juni in der Wolkenburg.
Der sportliche Höhepunkt zum Jubelfest war ein Gemeinschaftsfischen am 10. Mai mit vielen Gastvereinen auf unserer Traditionsstrecke entlang des Rheinparks, die seit Gründung unseres Vereins von uns gepachtet ist.
Am 16. Mai 1971 veranstaltete der ASV 1920 e.V. als gemeinsame Veranstaltung mit der damaligen Bundesgartenschau in Köln, entlang des Rheinparks ein internationales Pokalfischen mit insgesamt 11 Vereinen aus Holland, Belgien und der Bundesrepublik.
Zu dieser Veranstaltung stiftete der damalige Bundeskanzler, Willi Brandt, der selbst ein begeisterter Sportfischer war, einen wirklich schönen Pokal. Der Pokal wurde von unserem Ehrenmitglied, Herrn Minister Dieter Deneke, unserem Vorsitzenden überreicht.
1980 wurde im Kölner Norden für das Naherholungsgebiet " Stöckheimer Hof" der Grundstein gelegt, in das der 20er See eigebunden wurde.
Auf der Jahreshauptversammlung am 20. Januar 1984 legte der 1. Vorsitzende, Helmut Eisenhofer, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder und stand nicht mehr zu Verfügung.

Wir hoffen alle, dass wir an unserer Oase - die Presse schreibt sogar - "Märchensee" - in friedlicher Koexistenz die Natur genießen und Erholung finden werden.